Welches Dialyseverfahren ist das richtige für mich?

Wenn die Nieren versagen, kann der Körper unter anderem nicht mehr ausreichend entgiftet werden. Aufgrund des Versagens der Nierenleistung kann es zu einer Harnvergiftung des Blutes kommen. Das bedeutet, das harnpflichtige Substanzen nicht auseichend mit dem Urin ausgeschieden werden und sich im Blut anreichern, was zu Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, allgemeine Schwäche und Müdigkeit, sowie Einlagerung von Wasser (z.B. Ödeme in den Armen und Beinen) führt. Auch Juckreiz und Entzündungen der Haut sowie eine erhöhte Konzentration an Harnstoff, Kalium und Kreatinin im Blut deuten auf ein Nierenversagen hin. Können diese Beschwerden nicht mehr mit Medikamenten behandelt werden, ist eine Dialyse dringend erforderlich. Sie sorgt dafür, dass eine ausreichende Menge an Blut gereinigt wird, um den Körper von giftigen und vom Körper nicht mehr benötigte Substanzen und überschüssigem Wasser zu befreien. Damit übernimmt die Dialyse in oftmals weniger als einem Zehntel der Zeit diese Funktion der Nieren, die rund um die Uhr arbeiten. Im Folgenden werden die zwei zentralen Dialyseverfahren vorgestellt, die jeweils unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nehmen. Betroffene sollten am besten im Vorfeld mit ihrem Arzt besprechen, welches Verfahren für sie geeignet ist und am besten zu ihrem Alltag passt.

Ausrufezeichen

Hämodialyse (Blutwäsche)

Mehr …

Am häufigsten wird eine chronische Niereninsuffizienz mit der Hämodialyse behandelt, bei der eine Maschine die Arbeit der Nieren übernimmt. Dafür wird Blut aus dem Körper heraus über ein System (Blutschläuche) zu einem speziellen Filtersystem geführt, welcher das Blut von giftigen Stoffen sowie von überschüssiger Flüssigkeit befreit. Anschließend wird das gereinigte Blut über die Blutschläuche zurück in den Körper geleitet. Hierfür wird in einem operativen Eingriff ein spezieller Gefäßzugang (Shunt) z.B. im Arm angelegt um eine großvolumige Arterie mit einer oberflächlichen Vene zu verbinden und damit einen guten Zugang für die regelmäßige Blutwäsche zu erhalten. Dies wird auch arteriovenöse (AV-)Fistel genannt. Die Blutreinigung wird meist gut vertragen und häufig berichten Patienten bereits nach Beginn der Behandlung, dass sich ihr Gesundheitszustand deutlich verbessert hat.

In der Regel müssen Patienten dreimal pro Woche für vier bis fünf Stunden zur Dialyse, wobei die Häufigkeit und die Länge der Sitzungen maßgeblich von der Funktionsfähigkeit der Niere und dem Körpergewicht der Patienten abhängt sowie von der Art der verwendeten Maschine. Die Behandlung kann sowohl in einem Zentrum unter der Aufsicht von geschulten Mitarbeitern als auch unter bestimmten Umständen eigenverantwortlich zu Hause – als sogenannte Heimdialyse – durchgeführt werden. In manchen Zentren ist auch eine Dialyse über Nacht möglich. Der Patient kommt dazu abends in das Zentrum, wird an das Dialysegerät angeschlossen und schläft während der ca. achtstündigen Behandlung.

Zu den Vorteilen dieses Dialyseverfahrens zählt, dass die Betroffenen die Zeit zwischen den Dialysesitzungen frei zur Verfügung haben und die Blutreinigung vergleichsweise schonend und effizient durchgeführt wird.

Ausrufezeichen

Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse)

Mehr …

Bei der Peritonealdialyse übernimmt das Bauchfell die Funktion der Nieren und filtert das Blut direkt im Bauchraum. Für dieses Verfahren wird eine spezielle Flüssigkeit (Dialysat) durch einen dünnen Schlauch (Katheter) in den Bauchraum geleitet, der dort mithilfe eines kleinen operativen Eingriffs eingeführt wurde. Das Dialysat entzieht dem Körper aufgrund eines Konzentrationsgefälles die ausscheidungspflichtigen Stoffe. Das Blut stellt dabei die höher konzentrierte Lösung dar, aus dem die Substanzen in das niedriger konzentrierte Dialysat abwandern. Sind die beiden Flüssigkeiten annähernd gleich konzentriert, kann keine Abwanderung mehr stattfinden und das Dialysat muss aus dem Bauchraum abgeleitet und durch eine frische Lösung ersetzt werden. Dies ist bereits nach einigen Stunden der Fall.

Die Peritonealdialyse kann zum einen als kontinuierlich ambulantes Verfahren (CAPD) umgesetzt werden, bei dem der Patient zeit- und ortsunabhängig selbstständig ca. viermal am Tag die verbrauchte gegen frische Flüssigkeit austauscht.
Zum anderen lässt sich die Peritonealdialyse auch als automatisches Verfahren (APD) anwenden: Hierfür schließen sich die Patienten über Nacht selbst an eine Maschine (Cycler) an, die den Flüssigkeitsaustausch übernimmt. Dieses Verfahren ist gerade für Berufstätige von Vorteil, die die Flüssigkeit damit nicht tagsüber wechseln müssen. Dennoch gehen die Patienten auch bei diesem Dialyseverfahren regelmäßig zur Kontrolle in das Dialysezentrum.

Welches Verfahren für Sie persönlich in Frage kommt, besprechen Sie bitte mit ihrem zuständigen Nephrologen.

Wie läuft die Behandlung im Nierenzentrum ab?

Am häufigsten entscheiden sich Arzt und Patienten für die Durchführung einer Hämodialyse im Nierenzentrum. Hier gibt es vor, während und nach den Behandlungen einige Punkte, die die Betroffenen beachten sollten.

Ausrufezeichen

Vor der Dialyse

Der Beginn einer Dialysebehandlung stellt viele Patienten vor einige Herausforderungen. BesondersMehr

Der Beginn einer Dialysebehandlung stellt viele Patienten vor einige Herausforderungen. Besonders die plötzliche Abhängigkeit von medizinischen Geräten und die körperlichen Veränderungen – sei es durch einen Shunt bei der Hämodialyse oder durch einen Dauerkatheter im Bauchraum bei einer Peritonealdialyse – sind für die meisten ungewohnt. Allerdings fällt es den meisten Patienten mit der Zeit leichter, die Behandlungen und die damit verbundenen Einschränkungen zu akzeptieren.
Grundsätzlich gilt: Vor der Behandlung sollten Dialysepatienten ihre Pflegekraft stets über möglicherweise aufgetretene Probleme seit der letzten Dialysesitzung informieren und auch ansprechen, wenn sie sich wünschen, stärker in die Dialysebehandlung einbezogen zu werden.

Ausrufezeichen

Während der Dialyse

In der Regel verläuft die Dialyse schmerzfrei. Sollten sich Betroffene dennoch während derMehr

In der Regel verläuft die Dialyse schmerzfrei. Sollten sich Betroffene dennoch während der Behandlung unwohl fühlen, ist es wichtig, dass sie sich unverzüglich an ihre Pflegekraft wenden.

Ausrufezeichen

Nach der Dialyse

Auch wenn es gerade zu Beginn schwerfällt: Patienten sollten sich unbedingt an die EmpfehlungenMehr

Auch wenn es gerade zu Beginn schwerfällt: Patienten sollten sich unbedingt an die Empfehlungen zur Ernährung und zur Flüssigkeitsaufnahme halten und die ihnen verschriebenen Medikamente einnehmen (vgl. Informationen zur Ernährung bei Niereninsuffizienz). Nur dann kann die Dialyse erfolgreich durchgeführt werden. Außerdem wird sich das Wohlbefinden der Betroffenen nach der Dialyse deutlich verbessern, da das Blut nun gereinigt ist: So tritt seltener ein Übelkeitsgefühl auf und der Appetit kehrt zurück. Auch der Blutdruck wird sich verbessern und ein möglicherweise zuvor aufgetretener Juckreiz geht zurück. Wie bei allen medizinischen Behandlungen besteht jedoch auch bei der Dialyse die Möglichkeit, dass Nebenwirkungen auftreten – dies betrifft beispielsweise Muskelkrämpfe sowie Schwindel und Müdigkeit infolge eines Absinkens des Blutdrucks. Patienten sollten ihre betreuende medizinische Fachkraft oder ihren Arzt darauf ansprechen, wenn sie eine Nebenwirkung vermuten.

Was müssen Dialysepatienten in ihrem Alltag beachten?

Shunt
Bei einer Hämodialyse wird der Shunt häufig im Unterarm gelegt und kann im Anschluss an die Operation nach sechs bis acht Wochen für die Dialyse genutzt werden. Um die Reifung des Shunts zu beschleunigen und die Vene dauerhaft zu trainieren, empfiehlt sich das sogenannte Shunt-Training: Hierbei wird durch Muskelarbeit Blut in den Arm gepumpt und die Shunt-Vene erweitert sich. Dieses Training kann bereits vorbereitend vor der Shunt-OP begonnen werden, spätestens aber nach Verheilung der Naht im operierten Bereich während der Shunt-Reifung bis sich eine deutliche Shunt-Vene entwickelt hat. Diese Vene kann dann für die Dialyse immer wieder punktiert werden.

Um den Shunt über viele Jahre ohne Probleme nutzen zu können, sollten Dialysepatienten im Alltag einige Dinge beachten:

  • Keine Blutabnahme oder Blutdruckmessungen am Shunt-Arm außer durch das Dialyse-Team
  • Möglichst nicht auf dem Shunt-Arm schlafen
  • Enge und einschnürende Kleidung sollte am Shunt-Arm vermieden werden
  • Den Shunt-Arm vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen (Sonnenbrand)
  • Keine zu starke mechanische Beanspruchung des Shunt-Arms, wie z.B. durch anstrengende Gartenarbeit oder Heben schwerer Lasten
  • Zur Vorbeugung von Infektionen: Tägliche Reinigung des Shunts mit milder Seife und ausreichend Wasser

 

Medikamente
Viele Dialysepatienten brauchen zur Unterstützung der Blutwäsche und zur Behandlung der Nierenschwäche Medikamente. Da die Dialyse lediglich die Filterfunktionen der Nieren – nicht aber andere Funktionen, wie z.B. die Bildung von Hormonen – ersetzt, müssen einige Patienten unter Umständen zusätzlich Medikamente einnehmen. Hierzu zählen unter anderem Phosphatbinder, die im Verdauungstrakt über unsere Nahrung aufgenommene Phosphationen binden sowie Erythropoetin, das einer möglichen Blutarmut entgegenwirkt.

Da sich die Verteilung und der Abbau mancher Wirkstoffe durch die Dialyse verändern, sollten Betroffene mit ihrem Arzt den Zeitpunkt und die Dosierung der Medikamente abklären.

 

Impfungen
Da das Immunsystem von Dialysepatienten durch die Niereninsuffizienz geschwächt ist, sollte bei Nierenpatienten häufiger als bei Gesunden überprüft werden, ob der Impfschutz gegebenenfalls aufgefrischt werden muss. Den Basisimpfschutz, der von der Ständigen Impfkommission empfohlen wird – insbesondere die gegen Hepatitis B – sollten dabei alle Dialysepatienten erhalten. Zu ergänzenden Empfehlungen im Hinblick auf den Impfschutz sollten Betroffene mit ihrem Arzt Rücksprache halten.

 

Flüssigkeitsaufnahme
Die Menge an Flüssigkeit, die Dialysepatienten zu sich nehmen dürfen, richtet sich danach, wieviel Urin die Nieren noch produzieren. Denn das überschüssige Wasser wird in dem Gewebe der Erkrankten gespeichert und muss mittels Dialyse aus dem Körper entfernt werden. Als Faustregel für die Flüssigkeitsaufnahme gilt: Die Menge des ausgeschiedenen Urins plus 500 bis 800 ml pro Tag. Wenn Patienten also keinen Urin mehr ausscheiden, dürfen sie pro Tag nur noch 500 ml trinken.

Bitte stimmen sie ihre Flüssigkeitsaufnahme immer vorher mit ihrem Nephrologen (Dialysearzt) ab.

 

Rauchen
Da sich Rauchen negativ auf das Herz und die Blutgefäße auswirkt, wird es Dialysepatienten empfohlen, mit dem Rauchen aufzuhören, sobald sie sich einer Dialyse unterziehen.

Welchen Freizeitaktivitäten dürfen Dialysepatienten nach wie vor nachgehen?

Ausrufezeichen

Bewegung und Sport

Für Dialysepatienten gibt es zahlreiche Möglichkeiten, körperlich aktiv zu bleiben. AllgemeinMehr

Für Dialysepatienten gibt es zahlreiche Möglichkeiten, körperlich aktiv zu bleiben.

Allgemein gilt: Regelmäßige Bewegung wirkt sich auch bei Dialysepatienten positiv auf das Wohlbefinden, den Blutdruck und den Stoffwechsel aus. Bereits tägliche Spaziergänge tragen dazu bei, die Cholesterinwerte und das Risiko von Herzerkrankungen zu senken sowie Stress abzubauen und den Schlaf zu verbessern. Auch Schwimmen, Radfahren und Yoga-Kurse gelten als hilfreich, um die körperliche Leistungsfähigkeit möglichst lang zu erhalten.

Daneben gibt es auch Sportangebote speziell für Nierenkranke und einige Dialysezentren bieten außerdem die Möglichkeit, unter Anleitung des Pflegepersonals während der Behandlung leichte sportliche Übungen durchzuführen.

Bevor Menschen mit Niereninsuffizienz körperlichen Aktivitäten nachgehen, sollten sie jedoch in jedem Fall mit ihrem Arzt und ihrem Pflegepersonal Rücksprache halten und ihr Trinkpensum im Blick behalten. Außerdem empfiehlt es sich für Dialysepatienten, die sich einer Blutwäsche unterziehen, den Shunt beim Sport mit einer Manschette vor Verletzungen zu schützen.

Ausrufezeichen

Urlaub

Auch Dialysepatienten können verreisen – befindet sich das Reiseziel innerhalb Deutschlands, soMehr

Auch Dialysepatienten können verreisen – befindet sich das Reiseziel innerhalb Deutschlands, so genügt eine Krankenversicherungskarte und ein Überweisungsschein, um die Dialyse in einem selbstgewählten Dialysezentrum durchzuführen.

Planen Peritonealdialyse-Patienten Auslandsreisen, sollten sie im Vorfeld einen ausreichenden Materialvorrat am Zielort einplanen und sich hierfür auch über Zollbestimmungen und Einfuhrmodalitäten informieren. Hämodialyse-Patienten sollten darauf achten, dass sich unweit ihres Urlaubsortes eine Dialyseeinrichtung befindet.

Allgemein wird Dialysepatienten bei Reisen ins Ausland empfohlen, eine Reiserücktrittsversicherung abzuschließen und sich frühzeitig bei ihrer Krankenkasse zu informieren, ob die jeweiligen Dialysezentren im Urlaubsland den Auslandskrankenschein zur Behandlung akzeptieren. Außerdem erhalten sie dort Informationen zu Kosten- und Abrechnungsfragen.

Welche Unterstützung erhalten Dialysepatienten?

Schwerbehindertenstatus
Menschen, die an einer chronischen Niereninsuffizienz leiden, können bei dem für sie zuständigen Versorgungsamt einen Antrag auf Feststellung ihrer Schwerbehinderteneigenschaft stellen. Dieser kann beantragt werden, wenn bereits gewisse Funktionseinschränkungen der Nieren festgestellt wurden. Sobald der Antrag anerkannt wird, wird der Schwerbehindertenausweis für die Betroffenen ausgestellt. Damit erhalten sie einen Ausgleich für Nachteile, die den Dialysepatienten im Zuge ihrer Erkrankung und der Behandlung entstehen.

 

Unterstützung durch Kranken- oder Rentenversicherung
Dialysepatienten haben grundsätzlich Anspruch auf ambulante oder stationäre Reha-Maßnahmen. Die Kosten hierfür übernehmen meist die Renten- oder Krankenversicherungen, sobald der Antrag hierfür von den zuständigen Leistungsträgern bewilligt wurde. Hinzu kommt, dass Betroffene aufgrund ihrer chronischen Erkrankung bei ihrer finanziellen Mehrbelastung entlastet werden. Hierzu sollten sich Dialysepatienten bei ihrer Kranken- oder Rentenversicherung sowie Reha-Servicestellen informieren.

 

Seelische Unterstützung
Trotz sehr guter Behandlungsmöglichkeiten und vielfältiger Möglichkeiten auch mit der Krankheit ein erfülltes Leben zu führen, stellt insbesondere der Beginn einer Dialyse einen tiefen Einschnitt in den Alltag der Betroffenen dar. Infolgedessen treten neben Fragen und Sorgen auch oft Depressionen und Angstgefühle bei Dialysepatienten auf. Die Erkrankten sollten in diesem Fall Gespräche mit ihrem Partner oder ihrer Familie suchen und offen mit ihnen darüber sprechen, was sie beschäftigt. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen – gegebenenfalls in eigens eingerichteten Selbsthilfegruppen – sowie mit Ärzten und Pflegern kann dabei helfen, Strategien zu finden, um den Alltag mit der Krankheit besser zu bewältigen. In einigen Dialysezentren gibt es außerdem Kontakte zu Sozialarbeitern, Psychologen und Ernährungsberatern, die den Patienten bei tiefergehenden Fragen einen individuellen Rat geben können.

Sprechen Sie mit Ihren Freunden, Ihrer Familie und mit Ihrem Arzt beziehungsweise dem Pflegepersonal über alles, was Sie beschäftigt. So erhalten Sie die Hilfe, die Sie brauchen, um die Veränderungen im Alltag anzunehmen. Betrachten Sie die Dialyse als das, was sie ist: Eine lebenserhaltende Behandlung, mit deren Hilfe Sie wertvolle und erfüllte Lebenszeit gewinnen können.

Zum SeitenanfangZum Seitenanfang