Meine Dialyse.
Neu an der Dialyse
Einführung: Die Diagnose, an chronischem Nierenversagen zu leiden, ist für viele Betroffene im ersten Moment mit verschiedenen Ängsten und Sorgen verbunden. Häufig beschäftigt sie die Frage, wie sich ihr Leben künftig gestalten wird: Welche Möglichkeiten gibt es, die Krankheit zu behandeln? Wie laufen die verschiedenen Dialyseverfahren ab? Welche Dinge können Dialysepatienten weiterhin in ihren Alltag integrieren – und worauf müssen sie künftig achten? Und nicht zuletzt: Wo finden Betroffene Hilfe? Der nachfolgende Text bietet nützliche Informationen für Patienten, bei denen erst vor kurzem eine Niereninsuffizienz diagnostiziert wurde.
Welches Dialyseverfahren ist das richtige für mich?
Wenn die Nieren versagen, kann der Körper unter anderem nicht mehr ausreichend entgiftet werden. Aufgrund des Versagens der Nierenleistung kann es zu einer Harnvergiftung des Blutes kommen. Das bedeutet, das harnpflichtige Substanzen nicht auseichend mit dem Urin ausgeschieden werden und sich im Blut anreichern, was zu Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen, allgemeine Schwäche und Müdigkeit, sowie Einlagerung von Wasser (z.B. Ödeme in den Armen und Beinen) führt. Auch Juckreiz und Entzündungen der Haut sowie eine erhöhte Konzentration an Harnstoff, Kalium und Kreatinin im Blut deuten auf ein Nierenversagen hin. Können diese Beschwerden nicht mehr mit Medikamenten behandelt werden, ist eine Dialyse dringend erforderlich. Sie sorgt dafür, dass eine ausreichende Menge an Blut gereinigt wird, um den Körper von giftigen und vom Körper nicht mehr benötigte Substanzen und überschüssigem Wasser zu befreien. Damit übernimmt die Dialyse in oftmals weniger als einem Zehntel der Zeit diese Funktion der Nieren, die rund um die Uhr arbeiten. Im Folgenden werden die zwei zentralen Dialyseverfahren vorgestellt, die jeweils unterschiedlich viel Zeit in Anspruch nehmen. Betroffene sollten am besten im Vorfeld mit ihrem Arzt besprechen, welches Verfahren für sie geeignet ist und am besten zu ihrem Alltag passt.
Was müssen Dialysepatienten in ihrem Alltag beachten?
Shunt
Bei einer Hämodialyse wird der Shunt häufig im Unterarm gelegt und kann im Anschluss an die Operation nach sechs bis acht Wochen für die Dialyse genutzt werden. Um die Reifung des Shunts zu beschleunigen und die Vene dauerhaft zu trainieren, empfiehlt sich das sogenannte Shunt-Training: Hierbei wird durch Muskelarbeit Blut in den Arm gepumpt und die Shunt-Vene erweitert sich. Dieses Training kann bereits vorbereitend vor der Shunt-OP begonnen werden, spätestens aber nach Verheilung der Naht im operierten Bereich während der Shunt-Reifung bis sich eine deutliche Shunt-Vene entwickelt hat. Diese Vene kann dann für die Dialyse immer wieder punktiert werden.
Um den Shunt über viele Jahre ohne Probleme nutzen zu können, sollten Dialysepatienten im Alltag einige Dinge beachten:
- Keine Blutabnahme oder Blutdruckmessungen am Shunt-Arm außer durch das Dialyse-Team
- Möglichst nicht auf dem Shunt-Arm schlafen
- Enge und einschnürende Kleidung sollte am Shunt-Arm vermieden werden
- Den Shunt-Arm vor zu starker Sonneneinstrahlung schützen (Sonnenbrand)
- Keine zu starke mechanische Beanspruchung des Shunt-Arms, wie z.B. durch anstrengende Gartenarbeit oder Heben schwerer Lasten
- Zur Vorbeugung von Infektionen: Tägliche Reinigung des Shunts mit milder Seife und ausreichend Wasser
Medikamente
Viele Dialysepatienten brauchen zur Unterstützung der Blutwäsche und zur Behandlung der Nierenschwäche Medikamente. Da die Dialyse lediglich die Filterfunktionen der Nieren – nicht aber andere Funktionen, wie z.B. die Bildung von Hormonen – ersetzt, müssen einige Patienten unter Umständen zusätzlich Medikamente einnehmen. Hierzu zählen unter anderem Phosphatbinder, die im Verdauungstrakt über unsere Nahrung aufgenommene Phosphationen binden sowie Erythropoetin, das einer möglichen Blutarmut entgegenwirkt.
Da sich die Verteilung und der Abbau mancher Wirkstoffe durch die Dialyse verändern, sollten Betroffene mit ihrem Arzt den Zeitpunkt und die Dosierung der Medikamente abklären.
Impfungen
Da das Immunsystem von Dialysepatienten durch die Niereninsuffizienz geschwächt ist, sollte bei Nierenpatienten häufiger als bei Gesunden überprüft werden, ob der Impfschutz gegebenenfalls aufgefrischt werden muss. Den Basisimpfschutz, der von der Ständigen Impfkommission empfohlen wird – insbesondere die gegen Hepatitis B – sollten dabei alle Dialysepatienten erhalten. Zu ergänzenden Empfehlungen im Hinblick auf den Impfschutz sollten Betroffene mit ihrem Arzt Rücksprache halten.
Flüssigkeitsaufnahme
Die Menge an Flüssigkeit, die Dialysepatienten zu sich nehmen dürfen, richtet sich danach, wieviel Urin die Nieren noch produzieren. Denn das überschüssige Wasser wird in dem Gewebe der Erkrankten gespeichert und muss mittels Dialyse aus dem Körper entfernt werden. Als Faustregel für die Flüssigkeitsaufnahme gilt: Die Menge des ausgeschiedenen Urins plus 500 bis 800 ml pro Tag. Wenn Patienten also keinen Urin mehr ausscheiden, dürfen sie pro Tag nur noch 500 ml trinken.
Bitte stimmen sie ihre Flüssigkeitsaufnahme immer vorher mit ihrem Nephrologen (Dialysearzt) ab.
Rauchen
Da sich Rauchen negativ auf das Herz und die Blutgefäße auswirkt, wird es Dialysepatienten empfohlen, mit dem Rauchen aufzuhören, sobald sie sich einer Dialyse unterziehen.
Welche Unterstützung erhalten Dialysepatienten?
Schwerbehindertenstatus
Menschen, die an einer chronischen Niereninsuffizienz leiden, können bei dem für sie zuständigen Versorgungsamt einen Antrag auf Feststellung ihrer Schwerbehinderteneigenschaft stellen. Dieser kann beantragt werden, wenn bereits gewisse Funktionseinschränkungen der Nieren festgestellt wurden. Sobald der Antrag anerkannt wird, wird der Schwerbehindertenausweis für die Betroffenen ausgestellt. Damit erhalten sie einen Ausgleich für Nachteile, die den Dialysepatienten im Zuge ihrer Erkrankung und der Behandlung entstehen.
Unterstützung durch Kranken- oder Rentenversicherung
Dialysepatienten haben grundsätzlich Anspruch auf ambulante oder stationäre Reha-Maßnahmen. Die Kosten hierfür übernehmen meist die Renten- oder Krankenversicherungen, sobald der Antrag hierfür von den zuständigen Leistungsträgern bewilligt wurde. Hinzu kommt, dass Betroffene aufgrund ihrer chronischen Erkrankung bei ihrer finanziellen Mehrbelastung entlastet werden. Hierzu sollten sich Dialysepatienten bei ihrer Kranken- oder Rentenversicherung sowie Reha-Servicestellen informieren.
Seelische Unterstützung
Trotz sehr guter Behandlungsmöglichkeiten und vielfältiger Möglichkeiten auch mit der Krankheit ein erfülltes Leben zu führen, stellt insbesondere der Beginn einer Dialyse einen tiefen Einschnitt in den Alltag der Betroffenen dar. Infolgedessen treten neben Fragen und Sorgen auch oft Depressionen und Angstgefühle bei Dialysepatienten auf. Die Erkrankten sollten in diesem Fall Gespräche mit ihrem Partner oder ihrer Familie suchen und offen mit ihnen darüber sprechen, was sie beschäftigt. Auch der Austausch mit anderen Betroffenen – gegebenenfalls in eigens eingerichteten Selbsthilfegruppen – sowie mit Ärzten und Pflegern kann dabei helfen, Strategien zu finden, um den Alltag mit der Krankheit besser zu bewältigen. In einigen Dialysezentren gibt es außerdem Kontakte zu Sozialarbeitern, Psychologen und Ernährungsberatern, die den Patienten bei tiefergehenden Fragen einen individuellen Rat geben können.